KUNSTRADIO
"FALTUNGEN, SCHRITTE, EINSCHNITTE:
oder
MANIFESTATIONEN EINER VERLETZUNG"
Ein Hörstück von Petra Ganglbauer
Realisation: Reinhard Handl
Es ist eine Reise durch Empfindungsräume, die die steirische
Jungautorin in diesem Stück beschreibt. Kurze, prägnante
Geräuschsequenzen und Wortkaskaden machen die Stationen im Leben
einer Frau hörbar. Sie durchwandert dabei verschiedene
Erlebnis-und Empfindungsräume, wobei ihr eigenes Befinden und ihre
Altersstufen am Klang ihrer Stimme erkannt werden können. Auch die
Einbrüche von außen in ihre Empfindungsräume (Kind
heits-, Jugend-und Erwachsenenraum), die gewaltsame Vereinnahmung ihres
Ichs, ihres inneren und äußeren Raumes ist in ihrer
akustischen Darstellung auch vom Hörer und der Hörerin
nachvollziehbar und hörbar.
Dieses Hörstück wurde im digitalen Hörspielstudio RP4 im
Wiener Funkhaus realisiert, das auch die akustische Gestaltung und
Darstellung der Umgebung, der Empfindungsräume, ermöglichte:
das Beengende eines Raumes einer Frau, die um den letzten Hauch eigener
Identität kämpft. Ihr bleibt nur ein toter Winkel. Ihren
Wunsch nach einem anderen, befreiten Ich kann sie hingegen nur in einem
Raum verkünden, in dem ihre Stimme nicht vom Schall anderer
Stimmen überlagert und ausgelöscht wird. Ihr Ruf ist deshalb
nur im schalltoten Raum zu hören: "Ich stelle die dar, die ich
sein möchte und muß aber die sein, die ich nicht bin".
Weitere Programmpunkte dieser Kunstradio-Sendung sind ein Interview mit
Rosa von Suess und eine Lesung aus "Brief ohne Geschicht" von Petra
Ganglbauer.

1992 CALENDAR 1