«Wasser.
Steine»
Ton : Martin Leitner
Länge: 12:00
Nico Bleutge: Zur Produktion
von „Wasser. Steine“:
Es
gab eine Art motivische Vorlage, die mir schon länger
vorschwebte:
mit Wasserbildern zu arbeiten. Es gab da im Hintergrund die Idee eines
Stausees, der langsam ansteigt und ein Dorf unter sich
begräbt.
Das ist die motivische Ebene, die bei dieser Arbeit allerdings ziemlich
bald in den Hintergrund rückte. Und ich bin volles Risiko
gegangen, weil ich keinen fertigen Text haben wollte, den man in
irgendeiner Weise vertont oder mit den Möglichkeiten des
Radios
aufpeppt, sondern der Text ist so in drei Stimmen geschrieben, dass er
offen ist und sich darauf einlässt, seine eigentlichen
Möglichkeiten erst im Radio mit dessen technischen
Gegebenheiten
und Finessen zu entfalten.
Obwohl ich die drei Stimmen so
geschrieben habe, dass sie hintereinander ablaufen, konnte ich sie
selber beim Schreiben noch nicht wirklich hören. Vielleicht
fehlte
mir dazu das nötige Hör-
Vorstellungsvermögen, um den
Zusammenklang der Stimmen vorwegzunehmen. Es war spannend, bei der
Radioarbeit zu sehen, inwiefern sich manche Sachen verwirklichen
lassen, manche nicht und dann aber doch etwas entsteht, was der vorher
gefassten Idee sehr nahe kommt.
Was den Zusammenklang der Stimmen anbelangt, hat sich sehr Vieles so
eingelöst, wie ich es mir vorgestellt hätte. Man
merkt, wenn
man es dann konkret hört, dass Manches rhythmisch weniger
funktioniert, Manches besser. Darüber hinaus erfährt
man den
ganzen Möglichkeitsbereich radiophonen Arbeitens: das Spiel
mit
Lautstärke, Tempo, verschiedenen Sprechlagen, winzigsten
Verschiebungen innerhalb von Tonhöhe – und wie sich
anhand
solcher Feinheiten das ganze Textgefüge jeweils
verändern
lässt.
Die Studioarbeit war für mich sehr interessant, weil sie viel
von
einem Schreibprozess hat: wie man immer wieder ausprobiert, sich
vorantastet, instinktiv Unstimmigkeiten bemerkt, zurückgeht,
es
noch einmal probiert. Was man zunächst begrifflich noch gar
nicht
zu fassen vermag, schält sich nach und nach heraus. Der
große Unterschied zum Schreiben wiederum ist, dass es eine
Arbeit
ist, die man zu zweit macht und die aus einem Wechselspiel besteht. Es
hat etwas sehr Harmonisches, wenn Einwände oder
Rückfragen
von beiden Seiten jeweils Berücksichtigung finden und man sich
langsam vorwärts hangelt. Manchmal gab es gewisse
Ungleichzeitigkeiten, wenn Martin Leitner manche Sachen
gespürt
oder gesehen hat, die mir erst kurze Zeit später aufgegangen
sind
und dann haben wir beide daran gearbeitet. Das ist schon sehr spannend,
wie so ein Prozess mit Rückkoppelungseffekten funktioniert.
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Produktionsnotizen