1) „The Little Faust“von Arsenije Jovanovic

Synästhesie
ist die Verbindung mehrerer getrennter physischer Wahrnehmungsbereiche,
also etwa wenn man Farben zu hören vermag, Formen schmeckt oder
Klänge riecht. Menschen, die diese Fähigkeit besitzen, werden
Synästhetiker genannt und es ist eine
–psychologisch-neurologische Eigenschaft, die nur wenige besitzen
– angeblich haben jedoch alle Menschen eine Veranlagung dazu. Das
behaupten Neurowissenschafter, und davon ist auch der Künstler
Arsenije Jovanovic überzeugt. Für das Ö1 Kunstradio hat
er ein kurzes Hörstück produziert, dass eine Brücke zur
visuellen Wahrnehmung legen möchte. „The Little Faust“
beinhaltet Auszüge aus Goethes Faust. Das Stück könne
als Filmminiatur ohne Ton bezeichnet werden, oder sogar als Stummfilm,
meint Jovanovic. Aufgenommen wurde das Stück auch ins Programm des
Prix Marulic, eines renommierten Wettbewerbs für Hörspiel und
Radiokunst, die sich mit alter Literatur beschäftigen.
2) „Les petits riens / Kleine Nichtigkeiten“von Chantal Dumas (33‘21‘‘)

„Kleine
diskrete Klänge. Gesänge, die zu zart sind, um unsere
Aufmerksamkeit zu erregen. Töne am Rande der Hörschwelle.
Geräusche, die wir nicht mehr wahrnehmen, weil wir ständig
von ihnen umgeben sind.“
Mit solch marginalem, sich
unseren Hörgewohnheiten entziehendem Material arbeitet die
Künstlerin und Komponistin Chantal Dumas in ihrem
Hörstück „Les petits riens / Kleine
Nichtigkeiten“. Das Stück, eine Produktion von
Deutschlandradio Kultur, wurde 2010 mit dem Prix Bohemia, dem
Radiopreis des Tschechischen Rundfunks ausgezeichnet, und zwar in der
Kategorie „Radio art – Sound Composition in a Radio".
In
„Les petits rien“ möchte sie „eine poetische
Rhythmik des Alltags zutage fördern, die uns bisher entgangen
ist“, so die kanadische Künstlerin. Die Jury des Prix
Bohemia, eines vom Tschechischen Rundfunk ausgeschriebenen
Radiopreises, würdigte das Stück für seine nonlineare,
vielschichtige Erzählweise, und verlieh ihm 2010 den
Radiokunst-Preis. Aus der Jury-Begründung: „Ihre
musikalische Sprache reflektiert nicht nur bekannte und etablierte
Radio-Genres, sondern arbeitet auch einen alternativen Umgang mit
akustischen Mitteln heraus, der sich vom Standard der
zeitgenössischen Radioproduktion im öffentlich-rechtlichen
Rundfunk deutlich abhebt.“
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