1. "L‘Amicizia con la ciòca (In Freundschaft mit der Glocke)"
von Davide Tidoni
Am 6. August 2011, während einer Reise in die Brescian Pre-Alps
mit meiner Freundin Lucia Farinati, begegneten wir zufällig einem
Hirten, dessen Kühe im Valtrompia-Hochgebirge den Sommer
verbrachten. Ich verabschiedete meine Vorhaben für diesen Tag, und
beschloss stattdessen einige Stunden mit ihm zu verbringen.

„Amicizia con la ciòca" bedeutet "Freundschaft mit der
Glocke". Der Titel betont die Hörbeziehungen zwischen dem Hirten,
dem Vieh und ihrer Umgebung. Durch das Hören des
Glockenläutens überwacht und kontrolliert der Hirte die
Bewegungen der Herde.

Er führt die Tiere zu den besten
Weideplätzen und passt auf, das kein Tier verloren geht. Indem er
Größe und Form der Herde bestimmt, dirigiert der Hirte die
akustische Präsenz einzelner Tiere und ihren Gesamtklang.
Allgemeiner gesprochen, bezieht sich der Titel des Hörstücks
auf die anthropologische Abstimmung des Hirten auf seinen Arbeitsplatz
und Wohnort.

2. „It's all so dark!“
von Anna Raimondo mit Younes Baba Ali
Massenmedien, und dazu
gehört auch das Radio, wiederholen die Norm: sie geben Stereotypen
wieder, das Erwartete, das Altbekannte. “It's all so dark!”
ist anderes Radio, ein radiophones Labyrinth, eine Anleitung zum
Sichverlieren, ein nicht-Reiseführer. Wo die Stimme keiner Logik
folgt und Klänge nicht entschlüsselbar sind (oft als Resultat
von Aufnahmen von dort, wo Ohren nicht hinkommen). Es ist nicht
möglich, “It's all so dark!” anzuhören,
während man kocht oder ein Auto lenkt. Denn es hat zwei
Voraussetzungen: absolute Dunkelheit und ein Paar höchst
aufmerksamer Ohren. Um sich zu verlieren und vielleicht um sich zu
finden.

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