In
der letzten Ausgabe des Kunstradio-Schwerpunkts zu kanadischer
Radiokunst sind Radioarbeiten der in Montreal und Chicago lebenden
Künstlerin Anna Friz zu hören.
1, 2) “Short Horizon: Bees on Waves, and Sterling Road”

„Bees
on Waves“ und „Sterling Road“ sind zwei kurze
Stücke aus der Serie „Short Horizon“, wobei die
Künstlerin field recordings mit Aufnahmen aus dem Hertzschen Raum
überblendet. Diese Praxis urbaner Feldaufnahmen geht von der
Annahme aus, dass Übetragung ein Zustand der Umwelt und
Bestandteil der Landschaft selbst ist. Von besonderem Interesse ist die
Fläche und Tiefe, die sowohl der akustische, als auch der
Hertzsche Funkraum besitzen, sowie der entschwindende Horizont der
zeitgenössischen Stadt, Resultat von Stadtgestaltung und
exponentiell ansteigender Infrastruktur zur drahtlosen Übertragung
(oder elektromagnetischer Wirrwarr). Die Aufnahmen entstanden zwischen
2008 und 2010 in Toronto, Kanada, und wurden im Rahmen der
Aktivitäten des Kollektivs „L.O.T.: Experiments in Urban
Research (http://www.l-o-t.ca/) produziert.
Mehr Info: http://nicelittlestatic.com/sound-radio-artworks/short-horizon/
3) “Respire”

„Respire“
arbeitet mit der Intimität der von Radioübertragung mittels
einer mehrkanaligen Anordnung vom Plafond abgehängter
Radioempfänger und Mikro-Sender. Geräusche von Atem und
anderen körperlichen Äußerungen, die sonst im
regulären Radioprogramm fehlen, sickern durch die Wogen von
Signalen, während die Empfänger spielen und ihre eigenen
oszillierenden Frequenzen abgeben. Diese Mischung von harmonischer
Interferenz und unbehaglicher, nächtlicher Atmung enthüllt
die unsichtbaren Konturen der Radiolandschaft um uns. Andere
Geräusche kommen hinzu, die menschliche Atmung (Akkordeon) oder
die verstimmte Radiolandschaft (Theremin).
Für das
Kunstradio hat Anna Friz eine Stereoversion der
Installationskomposition „Respire“ gemischt, die an
folgenden Orten gezeigt und aufgeführt wurde: RadiaLX 2008,
Lissabon, Portugal; Sound Thinking, , Kanada (2009); CCRMA, Stanford
University, Palo Alto, CA (2009); Scotiabank Nuit Blanche, Toronto,
Canada (2009), Experimental Sound Studio, Chicago, IL (2011).
Mehr Info: http://nicelittlestatic.com/sound-radio-artworks/respire/
4) “For the time being (clock radio mix)“

Foto von Tuuli Kyttälä
Die
Auftragsarbeit für das „Äänen Lumo: Festival of
New Sounds“ in Helsinki, eine Ko-Produktion mit dem finnischen
öffentlich-rechtlichen Rundfunk YLE Finland, analysiert das
Stück die subjektiven Rhythmen mikrolokaler Zeit und Zeiterfahrung
und die Vereinheitlichung von „Weltzeit“ in
Übertragungsmedien anhand von Feldaufnahmen in Helsiniki. Zum
einen beziehen sich diese auf regulierte Zeit, die unser Leben bestimmt
und durch Uhren, Mobiltelefone, Radio, Fernsehen und Zugfahrpläne
vermittelt wird, zum anderen auf die Polyrhythmen der Stadt bei
Sonnenuntergang und Sonnenaufgang.
Das Stück entstand in
Zusammenarbeit mit fünf Sounddesign-Studenten der Theaterakademie
in Helsinki: Ina Aaltojarvi, Roy Boswell, Ilpo Heikkinen, Tuuli
Kyttälä und Johannes Vartolaout. Als von Anna Friz
beauftragte Agenten gingen sie einmal im Monat, und das über vier
Monate, an einen Ort ihrer Wahl in Helsinki, bei Sonnenuntergang oder
Sonnenaufgang, um Aufnahmen zu machen. Außerdem machten sie
Aufnahmen von Zeiterfassungen im Radio in Helsinki. Anna Friz erhielt
die Aufnahmen und Klangtagebücher jeder Aufnahmesession und
schrieb sodann eine Partitur, die wiederum von den fünf Agenten
bei der Eröffnung des „Äänen Lumo“ Festivals
am 8. November 2010 in Helsinki aufgeführt wurde. Friz komponierte
unterdessen dieses Stück fürs Radio.
Mehr Info: http://nicelittlestatic.com/sound-radio-artworks/for-the-time-being/ |