„Der himmelblaue Proteus“ heißt das
neue Projekt von Peter Pessl für das Kunstradio, es besteht aus
Fotos, einem Video, einem Text und eben dem Radiostück in 5.1
Surround Sound. Proteus ist eine Figur aus der griechischen Mythologie,
ein Meeresgott, der wahrsagen kann, es jedoch verweigert zu tun.
Für Peter Pessl ist Proteus eine Art Wunschfigur, jemand der alle
Lösungen weiß und keine eigenen Interessen verfolgt. In
seinem Hörstück durchwandert Pessl acht verschiedene
akustische Räume, die aufeinander folgen und sich teilweise
überlagern. Man könnte sie, so der Autor und
Radiokünstler, auch als Bilder bezeichnen, durch die man sich beim
Hören des Stückes bewegt.
Seit einigen Jahren arbeitet Pessl an einem Werkzyklus zu Indien, Tibet
und Nepal: „Aufzeichnungen aus dem Himalaya“ sind die
Bücher betitelt. Für das Kunstradio hat Pessl 2007 das
Stück „Re-inventing Tibet“ produziert, das sich ebenso
wie seine Literatur auf die Reisen durch die Himalaya-Regionen bezog.
Auch für dieses Stück, das er als „Inneres
Soundscape“ bezeichnet, verwendete Pessl ausschließlich
Material aus anderen Zusammenhängen, kein authentisches oder
abbildendes Sound-Material aus Tibet. Die verschiedenen,
zusammengesammelten Elemente verwebt Pessl zu einer detaillierten
Partitur. „Es ist immer eine ähnliche Arbeitsweise“,
sagt Pessl, „Ich nehme viele Elemente auf, nehme sie auf einer
DAT-Kassette mit ins Studio. Und nach einer Partitur, für die ich
einige Woche brauche und die exakt ist, wird das zusammengefügt.
Es stimmt in etwa zu 90 Prozent mit der Partitur überein, und der
Rest ist was sich im Studio verändert, dadurch dass man Dinge
nicht exakt vorhersagen kann. Bei so vielen Teilen, die parallel
zueinander laufen und sich ineinander verbinden, kann man vorher nicht
hundertprozentig sagen, wie sie sich miteinander verbinden. Es kommt zu
Verschiebungen oder nimmt eine andere Lösung an.“
Da Pessl zuhause, beim Erarbeiten der Partitur, nicht die fürs
Abmischen notwendige technische Ausrüstung zur Verfügung
steht, entsteht das Stück zuerst in seinem Kopf, nicht am
Computer. Über die Jahre seiner Beschäftigung mit Radiokunst
hat sich Pessl so ein gutes akustisches Vorstellungsvermögen
angeeignet. Wenn er dann ins Studio kommt, um das Stück mit einem
ORF Tonmeister fertigzustellen, weiß er recht genau, was er
will:“Man ist praktisch gezwungen, sich das bis ins kleinste
Detail vorzustellen und meistens funktioniert es inzwischen.“
Für den „Himmelblauen Proteus“ arbeitet Pessl wiederum
nicht nur mit dem Medium Radio, sondern auch mit den
Möglichkeiten, die kunstradio.at bietet. Die Arbeit mit Videos als
Ergänzung seiner literarischen und akustischen Arbeiten ist
für Pessl zunehmend wichtig: „Durch diese Möglichkeit
mit sehr einfachen Mitteln auf der Bildebene was zu machen, bringe ich
was ein, was für meine Arbeit eine große Bedeutung hat aber
bisher nicht sichtbar war. Man kann es als Performance sehen, aber auch
als spirituelle Aktionen.“ In seinen Radiokunst-Projekten
bemüht sich Pessl um eine Zusammenführung der
unterschiedlichen Medien.
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