Sonntag, 28. Jänner 2018, 23:03 - 00:00, Ö1


RADIOKUNST - KUNSTRADIO




Image: Anna Endler

Art’s Birthday 2018 - Rückblick Teil 2


Die Kunst sei geboren worden als, ein unbekannter Mensch einen trockenen Schwamm in einen Kübel voll Wasser fallen ließ, meinte der Fluxuskünster Robert Fillou 1963 und seither werden in einem Eternal Network, also einem ewigen Netzwerk, Geburtstagsfeiern veranstaltet. Gefeiert wird die Kunst mit Performances und Konzerten, Ständchen und Geschenken, Wunderkerzen und jede Menge Torten. Immer am 17. Jänner. Künstlerinnen und Künstler auf der ganzen Welt feiern die Geburtsstunde der Kunst und das ORF Funkhaus verwandelt sich in eine Fluxus-Party-Location. Alles ist im Fluss. So war auch die Party im Studio 3 des ORF Radiokulturhauses. Im Flow.

sound PLAY INTRO

1.) a sounding language story von Moritz Nahold


Foto: Sabine Pichler

sound PLAY PERFORMANCE

„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“ - Ludwig Wittgenstein

Ausgehend von diesem Zitat hat der junge, steirische Musiker und Klangkünstler Moritz Nahold sich im Sommer 2017 auf eine Reise durch die angrenzenden Trigon-Staaten Ungarn, Serbien, Montenegro, Bosnien und Kroatien begeben. Unterstützt vom Fördercall des Landes Steiermark, im Diskurs mit vielen anderen Künstler- und MusikerInnen entstand auf der Reise neben neuen Projekten und gemeinsamen Konzerten vor allem ein Klangteppich der besonderen Art: Nahold dokumentierte die akustischen Bilder der Städte und Landschaften. Mit einem Recorder und verschiedenen Instrumenten bewaffnet ging es für den Komponisten darum, Grenzen zu durchbrechen, die nicht nur durch Sprache und kulturelle Unterschiede existieren, sondern in der heutigen Zeit auch immer wieder in Mauern und Zäunen manifestiert werden. Das Zitat Wittgensteins sollte widerlegt werden, denn Musik ist größer und kulturübergreifend, eine universelle Sprache der Menschen weltweit, denn obwohl Nahold kaum jemand widersprach, wenn er das Zitat anbrachte, so zeigten die vielen Konzerte auf der Reise dennoch, dass die Welt der MusikerInnen keine Grenzen hat.

Nahold arbeitete - zurück in der Steiermark - mit dem bildenden Künstler Benjamin Thiele zusammen. Sie entwickelten gemeinsam eine wortwörtlich vielschichtige, artischocken-artige Stahlkonstruktion, welche mit acht Körperschallwandlern ergänzt, die Klangkomposition der Reise zum Klingen bringt.

2.) Zeit - Aulandschaft – Ton von Lissie Rettenwander feat. Hilda Jesser und Studio 3


Foto: Sabine Pichler


sound PLAY PERFORMANCE

Rettenwanders Instrument ist immer auch der vorgefundene Raum selbst. Denn er ist es, der alles zusammenhält und ermöglicht. Als nobler Gastgeber tritt er meist in den Hintergrund und ist so gut wie nicht präsent. Er drängt sich nicht auf. Hilda Jesser über ihre Wandmalerei im Funkhaus: „Als Thema wählte ich mit Absicht eine einfache Aulandschaft. Der Saal ist ein Arbeitsraum, und die dekorative Lösung der Wände darf thematisch den darin Verweilenden nicht in Anspruch nehmen, sondern sie hat die Aufgabe, Atmosphäre zu schaffen, den Raum angenehm zu gestalten.“ Rettenwander will aber, dass Dinge, die im Hintergrund stehen, in den Vordergrund treten - die Uhr, Hilda Jessers Wandmalerei, die Nußbaumholzlisenen. Nach einer Raumbegehung hatte sich Rettenwander dafür entschieden, ihr neues Stimmgabelnstück im Studio 3 des Funkhauses aufzuführen, da sich die dort befindlichen Nußbaumholzlisenen sehr gut dafür eignen. Tage später liest sie in Hilda Jessers Text aus dem Jahr 1940: „Der warme Ton der Nußbaumholzlisenen gibt die Stimmgabel ab." Da muss Rettenwander schmunzeln.

3.) RANGGLER von Manfred Grübel


Foto: Sabine Pichler


sound PLAY PERFORMANCE

RANGGLER lehnt sich an eine Arbeit an, die mit einem Wrestler in der Galerie LukasFeichtner umgesetzt wurde. Ranggeln ist ein Kampfsport, der bis zu den Kelten 400 bis 350 v. Chr. zurückgeht. Es ist eine ursprünglich archetypische Form des Kampfsports, der jährlich in über 2000 Meter am „Hundstoa“ in der Nähe von Saalfelden in einem natürlichen Amphitheater ausgetragen wird. Interessant ist auch das im „Fecht und Ringbuch“ von Albrecht Dürer Würfe und Griffe angeführt sind, die heute noch von den Rangglern verwendet werden. Zur Eröffnung zeigen 2 Ranggler unterschiedliche Griffe und Würfe. Der Kampf zwischen den beiden Rangglern wird auditiv aufgenommen, die Aufnahme bleibt während der Ausstellung gemeinsam mit der Plattform und den Sportmatten als Referenz erhalten. 

4.) Liquidation von Wechselstrom (Renate Pitroff und Christoph Theiler)
Foto: Sabine Pichler


sound PLAY PERFORMANCE

Liquidation verflüssigt den Radio-Sound, indem alle Ströme durch Wasser geleitet werden. Aus den Bewegungen des Wassers resultieren Spannungsdifferenzen, die ihrerseits das Klanggeschehen modulieren. Iinnerhalb des Dispositivs voreingestellter Setups entstehen so schwindelerregend schnelle, zugleich fein abgestimmte und bisweilen chaotische Klangverläufe.

5.) Station Rose feiern 30 digitale Jahre

"STATION ROSE 30.0_1"
"Weil immer schon im Duo, sind in dieser flirrenden Wunderkammer aus popkulturellen und kunsttheoretischen Referenzen und Anspielungen Sounds und Visuals per Definition organisch ineinander verzahnt. Die Konstellation Frau – Mann ist dabei von identitätsstiftender Bedeutung: Die Inszenierung als geschlechtliche Künstlerkörper hat einen ausgeprägten Glamour-Faktor, weshalb STATION ROSE nicht nur eine Medienkunst-, sondern auch dezidiert eine Pop-Band sind.“ Heinrich Deisl


Foto: Sabine Pichler


sound PLAY PERFORMANCE

6.) log


Fotos: Sabine Pichler


sound PLAY PERFORMANCE

log wurde 2017 im Zuge des Improvisationsseminars für Neue Musik bei Katharina Klement von Isabella Forciniti (Elektronik), Philipp Rabelsberger (Elektronik) und Marko Arich (Gitarre und Live Elektronik) gegründet und später um Thomas Liesinger (Trompete und Live Elektronik) erweitert. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten bewegt sich das Ensemble im Spannungsfeld der Zeitgenössischen und Neuen Musik. Elementarer Ausgangspunkt ihrer Kompositionen ist die gemeinsame Improvisation, wobei der Schwerpunkt ihrer Musik auf der Interaktion und dem Dialog zwischen Live Elektronik und elektronisch manipulierten, konventionellen Instrumenten liegt. Ziel der MusikerInnen ist es, eine gemeinsame Sprache zu etablieren, in der „Logarithmen“ und Instrumente miteinander verschmelzen und diesen Dialog nach außen zu kommunizieren. Man stelle sich vor, stochastische Algorithmen träfen auf neue Spieltechniken, um ‚Goethes Wahlverwandtschaft’ standesgemäß zu zelebrieren.

sound PLAY OUTGO

Links:
Art’s Birthday Party 2018
Wandmalerei im Musikstudio des Funkhauses Wien von Prof. Hilda Schmid – Jesser