Die "Palma Ars Acustica" wird heuer zum sechsten Mal von der Euroradio Ars Acustica Gruppe der Europäischen Rundfunkunion EBU für Radiokunst vergeben. Die Ars Acustica Gruppe besteht seit 1989 aus Redakteur/innen und Redakteuren, die in ihren jeweiligen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Sendungen im Kontext der Radiokunst und Ars Acustica produzieren, sowie mit Künstlerinnen und Künstlern aus allen Bereichen zusammenarbeiten um im Radio zu experimentieren und die Grenzen des Mediums auszuloten. Das ist manchmal näher an der Medienkunst und dem Hörspiel, und in anderen Ländern eher bei der neuen Musik angesiedelt. Das Ö1 Kunstradio zählt zu den Gründungsmitgliedern. Neben bilateralen Kooperationen vernetzten sich die Ars Acustica Redaktionen gemeinsam mit Künstlern und Künstlerinnen jährlich bei internationalen Projekten wie den weltweiten "Art's Birthday Parties", die zu Ehren der Kunst gefeiert werden. Ö1 Radiokunst - Kunstradio stellt heute das Siegerstück, sowie weitere zum Palma Ars Acustica eingereichte Produktionen vor. „Klk Trp“ von Christine Schörkhuber ist das Stück, dass Ö1 eingereicht hat – der österreichische Beitrag zu diesem Song-Contest der Radiokunst. Ein Tribut an das Kunstradio, das letztes Jahr 30 wurde. Informationen zum Stück von der Künstlerin selbst: „Das „Klick“ aus dem Audioschnittprogramm, dass sich zum Schritt als Körper-Metronom verwandelt, macht sich selbstständig, wandert durch das Klangkunstarchiv und geht auf Sinnsuche. Es setzt seinen eigene konstanten Taktschlag in Bezug zu den immanenten Rhythmen der durchwanderten Sendungen, verändert dadurch sowohl seine eigene Interpretation als auch die des beschrittenen Materials. Es tappt durch öffentliche digitale Räume und verändert durch seine Anwesenheit die Konnotationen von Soundflächen, die Strukturierung von Sprache und die Zuordnung von Kompositionselementen. Worum es mir formal geht – schreibt die Künstlerin – ist die Frage des Rhythmus, die in der Klangkunst ja eine schwierige ist. Der Einsatz von Wiederholungen, offensichtlichem Rhythmus, Beats wird oft der Popularmusik oder der klassischem Musik zugeordnet, somit besteht ein grosses Abgrenzungsbedürfniss von experimenteller Musik und Klangkunst, und ist für viele KomponistInnen immer noch ein no-go. Wie war das allerdings vor 10, 20 Jahren? Darauf habe ich viele Antworten im Kunstradio-Archiv gefunden. Die Sendung ist also auch eine Hommage an Radiokunst, die meine eigene Arbeit beeinflusst hat, so Christine Schörkhuber.“ Insgesamt gab es 31 Einreichungen von Radiostationen aus Österreich, Belgien, der Schweiz, Tschechien, Deutschland, Spanien, Finnland, Frankreich, Kroatien, Irland, Polen, Rumänien, Serbien, Schweden und Slowenien. Meine Kolleginnen und Kollegen hatten maximal 15 Punkte zu vergeben – keiner Arbeit mehr als 5 Punkten. Ich habe für Österreich gestimmt und ich habe einem Stück von Iain Chambers 5 Punkte gegeben. Es heisst "The House of Sound" und ist eine Autorenproduktion für den WDR. Im September 2017 hatte diese Arbeit als ortsspezifische Installation im öffentlichen Raum in London Premiere. Das Stück erforscht über 25 Minuten, wie sich der Klang der Stadt London vom Jahr 1400 bis zum Jahr 2000 entwickelt hat. Bei den historischen Stadtklängen arbeitete er mit Ian Rawes von London Sound Survey zusammen. Die Einreichung des slowenischen Rundfunks zur "Palma Ars Acustica" ist auch eines der 5 Finalisten. Ich als Juror habe dem Stück 5 Punkte gegeben, weil es trotz traditioneller Samplingtechniken auch folkloristische Elemente einsetzt. Vielleicht meint die Künstlerin Nina Dragicevic ihre Arbeit deshalb Parallelax – Dauer: ca. 33 Minuten. Wir kommen zum Gewinnerstück 2018 des "Palma Ars Acustica". Der Schwedische Rundfunk hat „Crush“ von Hanna Hartman eingereicht und ähnlich wie bei Song-Contest der Schlager und Popmusik ist es auch in der Radiokunst: Prompt hat die in Berlin lebende Schwedin abgeräumt. Von den 5 zuvor ausgewählten Nominierten wurde Hartmann in Ljubljana beim heurigen Ars Acustica Meeting zwischen 14 und 16 Juni aus 31 Einreichungen zur Siegerin gekürt. Ihr Statement: „Als ich ein Kind war, hat mir öffentlich-rechtliches Radio die Türen zu einer magischen Welt geöffnet. Ich bin so geehrt und glücklich.“ Crush – von Hanna Hartmann. Dauer des Stücks: 19:36 Ein Stück hat uns in der Redaktion auch besonders gefallen: "What Are You Listening For“ von Black Spirituals. Meine Kollegin Elisabeth Zimmermann stellt Ihnen diese Arbeit im nächsten Kunstsonntag vor. Bis Mitternacht hören Sie noch einen Ausschnitt daraus. Herta Werner-Tschaschl an den Reglern und Hans Groiss am Mikrofon verabschieden sich von Ihnen! |