Der Stimme als künstlerisches Mittel und Medium war eine Ausstellung im Palais de Tokyo in Paris gewidmet, die den Titel „La Voix Libérée“ trug, die befreite Stimme. Als Nachklang zu dieser Ausstellung historischer und aktueller Lautpoesie sendet das Kunstradio einige der Klang-Gedichte, die in Paris präsentiert wurden, sowie einen Ausschnitt der Tonspur einer Performance von Jörg Piringer, die am 27. April im Rahmen eines „Sound Poetry weekend“ in Paris stattgefunden hat: „SRFAEM“ ist eine visuelle Noise-Improvisation, die Buchstaben entsprechen jenen Lauten, die die jeweils ein live aufgenommenes Fragment von Piringers Stimme repräsentieren, kontrollieren und manipulieren. Inklusive Bildebene ist das Stück hier zu finden: https://vimeo.com/118334219
Patrizio Peterlini ist – gemeinsam mit Eric Mangion – Kurator der Ausstellung „La Voix Libérée. Poésie Sonore“. Diese Ausstellung wurde von der Bonotto Foundation koproduziert und hat bis letzten Sonntag im Palais de Tokyo in Paris stattgefunden. Gestaltet wurde sie von der Grafikkünstlerin und Designerin Anette Lenz. „Sound auszustellen ist freilich eine Herausforderung“, sagt Patrizio Peterlini im Kunstradio-Interview, „Der Schlüssel lag für uns darin, über den performativen Aspekt von Lautpoesie nachzudenken. Wir haben uns daher für eine radikale Form der Ausstellung entschieden und ein wahrhaftiges Erlebnis für das Publikum inszeniert. Als Besucher war man praktisch alleine in einem dunklen, kahlen Raum – die Wahrnehmung war allein auf das Hören reduziert. Der Klang wurde also nicht ausgestellt, sondern die Menschen wurden dem Klang ausgesetzt – mit dem ganzen Körper.“ Gereiht werden die ausgewählten Stücke in der Sendung alphabetisch, wie in einem Ausstellungskatalog, in dem man nachlesen und nachhören kann, was man vor Ort interessant gefunden hat: 1) Jörg Piringer, „srfaem“ – 1‘30‘‘ 2) Tomomi Adachi, “This means Oh Boy, that BBQ meat is too big” – 4’12’’ 3) Jaap Blonk, „Kurt Kurt Kurt“ – 4‘33‘‘ 4) Giovanni Fontana, „Il gioco delle voci 1“ – 5‘03‘‘ 5) Pierre Garnier, „Anthropologie“ – 9‘31‘‘ 6) John Giorno, „Groovey & Linda“ – 9‘21‘‘ 7) Zuzana Husarova, “TA” – 2’06’’ 8) Katalin Ladik, „Golden Apocalypse“ – 2‘24‘‘ 9) Maurizio Nannucci, “Cut Words” – 3‘12’’ 10) Gerhard Rühm, „Phonetische Meditation“ – 5’08’’ Aus dem Ausstellungstext: Was bleibt heute noch von diesen heldenhaften Kämpfen? Mythen und Legenden. Die Zeiten haben sich jedoch geändert, ebenso wie ihre Kämpfer und Kämpferinnen. Die Utopien sehen nicht mehr gleich aus. Neue Technologien sind nun in den Raum der Sprache eingedrungen, sowohl zum Vor- als auch zum Nachteil. Aber die Klangpoesie entwickelt sich mit der Zeit. Die Ausstellung "La Voix Libérée. Poésie Sonore" bietet einen Weg, frei von Nostalgie, zwischen den Stimmen der Vergangenheit und denen der Gegenwart unter anderem von Jaap Blonk, Henri Chopin, Robert Filliou, Pierre Garnier, Zuzana Husarova oder Ernst Jandl zu erforschen. Die Poesie erlaubt es uns immer noch, den Menschen in den Mittelpunkt des Lebens und der Kunst zu stellen. Als Ergebnis der mehr als einjährigen Forschung wurde die Ausstellung einem technischen Gerät gleich konzipiert, das die Klangpoesie vom Ende des zweiten Weltkrieges bis hin zu gegenwärtigen Entwicklungen durchdringt und darzustellen versucht.“ Links: Fondazione Bonotto Palais de Tokyo Fotos: Anette Lenz |