Radiophrenia ist eine Radiostation auf Zeit – eine zweiwöchige Erkundung aktueller Trends in der Radiokunst und der Sound Art. 24 Stunden am Tag sendet Radiophrenia live aus dem Center for Contemporary Arts in Glasgow, mit dem Zweck die Kunstform Radio zu fördern und neue, anspruchsvolle und radikale Zugänge zu Radio anzuregen.
Das erste Mal ging Radiophrenia im April 2015 auf Sendung, weitere Ausgaben folgten 2016 und 2017. Im Jahr 2019 fand Radiophrenia von 13. bis 26. Mai statt. Live-Studio-Shows, vorproduzierte Features und zwölf Live-on-air-Performances standen auf dem Programm, aber auch vierzehn Auftragsarbeiten, zwei davon (von Hannah Ellul und Kari Robertson) in Ko-Produktion mit dem Ö1 Kunstradio. Der Großteil des Programms wurde aus Sound Art Stücken und Radiokunst-Werken ausgewählt, die auf einen internationalen Open Call hin eingereicht worden sind. Die Station wird von Mark Vernon und Barry Burns betrieben und gefördert durch das Open Project Funding von Creative Scotland, sowie von CCA Glasgow und Platform. 1) "Breathless" von Hannah Ellul PLAYStatement der Künstlerin: „Wenn ich erzählen sollte, wie ich hier hergekommen bin, müsste ich die Sprachnachrichten erklären. Die Sprachnachrichten habe ich schon seit einiger Zeit im Hinterkopf. Sie haben sich über mehrere Jahre angesammelt, mal waren es mehr, mal weniger. Ein Anwachsen und Abflauen von in die Leere gesprochenen Wörtern. Monatelang beobachtete ich, wie sie eintrafen, aber hörte sich nicht ab. Als ich die Nachrichten schließlich doch hörte, wurde manches mit einem Schlag klar. Der Zustand seiner Lungen verschlechterte sich. Das Atmen fiel ihm schwer. Die Botschaften waren nie einfach zu verstehen gewesen. Sie waren oft undeutlich, wegen des Trinkens. Aber jetzt, wurde sein Sprechen von Hustenanfällen unterbrochen, mehr und mehr je länger er redete. Von Ächzen und dem Ringen um Atem. Bauchklänge. Gluckern von Auswurf. (…) Ich versuche, das Ächzen und die Atemzüge zwischen seinen Wörtern als Sounds zu hören, in all ihrer elektronisch generierten Materialität; vielleicht weiche ich aus. Beim zuhören fällt mir selbst das Atmen schwer: Die Körperlichkeit überträgt sich. Und das nennt man „reduziertes“ Hören. Der abwesende Körper, auf der anderen Seite der Sprachnachrichten, des Radios. Dafür, dass er abwesend ist, wiegt er ziemlich schwer. Sich auflösend, verschwindend.“ 2) „Glass Enclosed“ von Kari Robertson PLAYStatement der Künstlerin: „Einsiedler tragen Taschentuch-Schachteln auf ihren Füßen anstelle von Schuhen und halten Plastiktrolle unter dem Sofa; Vögel bringen ihnen Brot, sie zählen ihre Tage mit Erdäpfeln, sie leben in ihrem eigenen Grab, nackt und haarig, oder sie tragen Webmäntel aus Kamelhaar. Glass Enclosed ist eine epische, eigenbrötlerische Beschwörung, die von einer Stimme performt wird. Ausgangspunkte sind „Ancrene Wisse“ (sprich: Enkrin Wiz) und „Speculum Inclusorum“ – Handbücher für Einsiedler, Anachoreten und Klausner aus dem 13. bis 15. Jahrhundert. Glass Enclosed kombiniert Mythos, Zeugnis und bildlichen Ausdruck in einem ortslosen, kakophonen Monolog.“ |