Sonntag, 30. Juli 2023, 22:05 - 23:00, Ö1

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RADIOKUNST - KUNSTRADIO






  • © Anna Friz




  • Revenant

    von Anna Friz




    Die kanadische Radiokünstlerin und Performerin Anna Friz entwickelte die zweiteilige Arbeit „Revenant“ für das Kunstradio.

    Revenant ist ein Stück über zwei gegensätzliche Jahreszeiten, über Dürre und Sturm, das Sterblichkeit, Verlust und Regeneration thematisiert. Zum Einsatz kommen elektronische und radiophone Instrumente sowie Klänge von unter und über der Erde.


    1. Draußen

    In der zunehmenden Hitze und Schwüle des Sommers sind die Tage lang und heiß und die Nächte schlaflos. Nach kurzem, unruhigem Schlaf ist die Sonne am Morgen ein trüber Schein, wenn sie hinter einem orangefarbenen Dunst aus Rauch und Asche von Waldbränden aufgeht. Wenn die Luft heiß und dick ist, kommen andere Lebewesen zu mir und suchen Zuflucht: Sie kommen durch die Rohre, die Abflüsse, die Schornsteine, die Ritzen unter der Tür oder in den Wänden. Unerwartete Insekten, Würmer und eine Eidechse, die auf dem Boden trocknen, verschiedene Spinnentiere, die die Wände hinaufflitzen, ein kleiner Vogel, eine Fledermaus. Es scheint, als müsste ich meine Herangehensweise an das Zusammenleben ändern: Wenn die Kreaturen in mein Nest einziehen, tausche ich den Platz und gehe in den Äther oder flüchte in ihre Höhlen.


    2. Wiederkommen

    Der Unterschied zwischen den Lebenden und den Toten ist schwer zu erkennen, denn die Toten, die bereits begraben sind, können noch zu Besuch kommen. Das Trockene und Begrabene kann nicht still liegen, sondern regt sich, taucht wieder auf, rehydriert, verwandelt sich. Die Zeit unter der Erde verändert den Körper und die Sinne.

    Das Stück erforscht Sterblichkeit, Fäulnis und Regeneration unter Verwendung von elektronischen und radiophonen Instrumenten und Klängen von unter und über der Erde. Aufgenommen in den imposanten RP4-Studios des ORF-Funkhauses in Wien und an verschiedenen Orten in Santa Cruz, Kalifornien. Komponiert und bearbeitet von Anna Friz. Besonderer Dank an Martin Leitner und Elisabeth Zimmermann.