PROTON GROUP

AGNIESZKA WALlGÓRSKA
Studium der Kunstgeschichte, Autorin, Künstlerin, Sängerin und Soundchoreographin aus Krakau, Polen. Sie arbeitet mit der ProTonGruppe des finnischen Radios (YLE) in Helsinki für Musik, Drama und Dokumentarproduktionen.

PEKKA SIREN
Sounddesigner und Komponist elektronischer Musik und für multimediale und elektronische Klangbühne. Er ist der Begründer der ProTon-Gruppe und arbeitet in den YLE Experimental Studios, Helsinki.



RAINDANCE
von Agnieszka Waligórska und Pekka Siren - ProTon-Gruppe, 1991, Dauer: 13 Min., 8-Spur und Live Choreographien

RAINDANCE ist ein akustischer Solotanz für eine elektronische Bühne, ausgeführt auf mythologischen und magischen Instrumenten, die von den beiden Künstlern gebaut wurden. Es ist Teil eines größeren mythologischen Performance- und Radiokunstwerks mit dem Titel "AKAKLAKLAK-Story" für YLEs Radiodrama, ein Auftragswerk aus 1989-91.

Die AKAKLAKLAK-Story ist eine Sammlung alter Riten und Mythen aus der ganzen Welt. Sie ist in Form eines Soundart-Triptychons aufgebaut, dessen einzelne Teile folgendes behandeln:

1) die verbotene Rückkehr aus dem Tod

2) die Geburt der ersten Schamanin

3) die magischen Kalendersysteme.

Der erste Teil des Triptychons wurde bereits in Europa, Amerika und Australien ausgestrahlt, wo er eine große Radiozuhörerschaft erreichte.

RAINDANCE gehört zum zweiten Teil des Triptychons: es ist ein steinzeitliches magisches Duell zwischen dem alten Schamanen und der ersten Schamanin. Ein Kampf zweier starker Willen: der Magie der männlichen Macht des Feuers und der Magie der weiblichen Macht des Wassers.

RAINDANCE wird mittels der Methode der Soundchoreographie, die von den beiden Künstlern entwickelt wurde und live über ein Klangdiffusionssystem gespielt wird, auf einer oktagonalen Klangbühne aufgeführt. Die Steuerung des virtuellen elektro-akustischen Raums beruht auf einer Echtzeit-Interaktion mit Klängen, die in die Lautsprecher der Aufführenden und das Lautsprechersystem für die Zuhörer projiziert werden. Es handelt sich nicht um eine interaktive Medienkunst-Performance, bei der das Publikum in das Geschehen eingreift, sondern um eine Reise in den virtuellen Raum, wohin ein Schamane die Zuhörer in der Phantasie entführt und wo die Zuhörer die Geschichte dieses Ereignisses erschaffen.

"Für uns Mitglieder der ProTon-Gruppe bedeutet der elektronische Raum eine virtuelle Bühne, ein nichtexistierendes künstliches Stück Raum, das durch die Aufführung konkrete Formen annimmt, die akustische, elektronische und visuelle Elemente vereinigen kann. Man kann es eine Radiobühne oder eine akustische Tonlandschaft nennen, einen Projektionsraum für Illusionen durch Elektronik-Künstler, die den Raum mit ihren Bildern erfüllen. Es könnte in einer Landschaft realisiert werden, die am Projektionsprozeß der akustischen Bilder teilhat und mit Hilfe von Feedback-Mikrophonen mitklingt, wobei diese den Widerhall, die Echos und die entfernten Klänge als konstituierende Elemente in die Klangszenarien einbringen. Außerdem ist es ein Performanceraum, der nur im elektroakustischen Umfeld existiert, in einem elektronischen Klangdiffusionssystem, das nicht nur Klangobjekte simuliert, sondern seine eigenen Klangskulpturen in Raum, Entfernung und in seinen eigenen akustischen Gestalten, Formen und Farben zum Ausdruck bringt und erschafft."