[english]

[portugese]

Seit 2008 reist der Radiokünstler und Featuremacher Julio de Paula als – wie er sich selbst nennt – „Touristenlehrling“ durch Lateinamerika. Die auf diesen Reisen entstandenen Tonaufnahmen und Bilder montiert er zu Klangkunstwerken im Spannungsfeld von Text und Soundscape. El sur es el norte („Der Süden ist der Norden“, Drehbuch basierend auf den Mythen der indigenen Völker Lateinamerikas, Texte: Alejandro Jodorowsky, Eduardo Galeano, Mario Benedetti, Oswald de Andrade und heilige Worte der Guaraní) ist eine Arbeit, die tief in Geschichten und Erinnerungen eintaucht, während sie gleichzeitig dokumentiert, wie der umherziehende Künstler wieder im Einklang mit der Natur zu leben versucht. Wenn auch die akustische Konzeption diese Arbeit im Wesentlichen zu einem Hörspiel macht, setzt es sich dennoch mit den neuen, experimentellen Möglichkeit des „visuellen Radios“ auseinander.

In Marco Scarassattis Everyday Life and Music, Cooking Sounds führt ein alchemistischer Prozess zur Transformation der Elemente. Die Kamera ist auf einen Herd gerichtet und zeigt eine Art küchenmusikalisches Ensemble von Töpfen und Pfannen, in denen verschiedene Gerichte gekocht und gebraten werden. Vom Gewöhnlichen zum Außergewöhnlichen, wie auch Grundnahrungsmittel zu Gerichten werden und aus Klangeinheiten Musik entsteht. In dieser Bild-Musik-Reihe liefern Flammen und Kochgeräusche das Material, aus dem Musik abstrahiert wird, die wie Rauch aus den Pfannen steigt.

In Alex Hamburgers Performance Notation Samba werden Klänge und Bilder zu „erweiterter Poesie“ verwoben. Wie kein anderer Gegenstand symbolisiert das Mikrophon das Medium Radio, es ist also nicht verwunderliche, dass es auch in aktuellen Arbeiten und Experimenten immer noch eine wichtige Rolle spielt. Nach der Live-Präsentation dieses Stückes in einer Rock-Bar wurde die Tonspur im Radio gesendet.

Lenora de Barros’ omínimosommínimo ist eine Vokal-Performance eines visuellen Gedichts, das in ihrem Buch Onde se vê veröffentlicht wurde. Die titelgebende, in ein einziges Wort transformierte portugiesische Phrase bedeutet „das geringste Geräusch“.

Der Beitrag von Vivian Caccuri trägt den Titel Adeus [„Lebewohl“] und besteht aus einer Skulptur in Form eines modifizierten Radios, dessen Rauschen auf die Schritte der Menschen reagiert, die um die Skulptur herumgehen.

Thelmo Cristovam präsentiert eine Reihe von Soundscapes und Bildern, die er als „Phonofotografien“ bezeichnet.

Cadu Tenório illustriert seine Klangarbeit mit fragmentierten, bewegten Bildern, um in eine neue Dimension des Hörens vorzustoßen, so wie Erinnerungen durch das Verstreichen der Zeit mit einer neuen Bedeutung versehen werden.

DEDO ist eine Gruppe, die aus Lucas Pires (Kassetten), Rafael Meliga (Gitarre und Monotron) und Arthur Lacerda (verstärkte Objekte) besteht. Kollektives Experimentieren mit Klängen und Geräuschen führt von unruhig flackerndem, wabernden Dröhnen, digital manipuliert und fragmentiert, zu einer Phalanx von komplexen Zeichen, in die sich die Bilder als integraler Bestandteil einreihen.