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m u s i k v o n / f u e r / z u h a u s - das gesamtkonzept


musik von/fuer/zu haus wurde einerseits - wie der name es schon vermuten laeszt - fuer "die eigenen vier waende", andererseits fuer den "oeffentlichen raum" entwickelt. in diesem projekt stellen die beiden begriffe, so kontraer sie auch erscheinen moegen, lediglich zwei verschiedene ebenen der gefuehlswelten rund um "zu hause" dar: der erste meint das tatsaechliche zu(hause)haus; der zweite hingegen das weitergefasste verstaendnis von zu hause sein (eng damit verbunden ist der begriff heimat).

fuer diese beiden raumlichen ebenen und fuer einen damit konfrontierten dritten, abstrakten - da virtuellen - raum ist musik von/fuer/zu haus konzipiert. sie richtet sich primaer an menschen die ihren alltag am jeweiligen ort der installation verbringen; sich dort (im besten fall) zu hause fuehlen.

dieses konzept eignet sich fuer jede art der menschlichen siedlungsformen - vom dorf bis zur groszstadt. jedoch steht der realisierung in weniger grossen lebenseinheiten (etwa kleinstadt) aus soziologischen und praktischen gruenden weniger im wege.

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aehnlich einem observatorium werden unterschiedlichste klangbilder des stadtlebens aber auch der staedtischen umgebung von unterschiedlichsten mikrophonen (was groesze, qualitaet und richtcharakterisik betrifft) "beobachtet" und an eine zentrale sammelstelle weitergeleitet. schon durch die verschiedenen moeglichkeiten diese mikrophone zu positionieren / zu fokussieren entfernen sich klaenge auf unterschiedlichste weise von ihrem "gleichzeitig erklingenden original". in der zentralen sammelstelle werden diese - urspruenglich alltaeglich vertrauten doch mittlerweile entfremdeten - klaenge (real time) verdichtet, digitalisiert und ebenso transformiert:

e s   e n t s t e h t
- moeglicherweise weiszes, auf alle faelle aber -
r o s a   r a u s c h e n .


eine beinahe statische, (in sich) ruhende klangmasse, die als abstrahierter schatten des "stadtklangs" gehoert werden kann.

dieser schatten, bestehend aus verzerrten "heimatlichen" klangbildern, wird nun auf reise geschickt: zunaechst in den welt-raum via satelliten zur zentralen rundfunkstation, dort als live-sendung in das aktuelle programm eingespeist und wiederum an den ursprungsort zurueckgesandt. "weg als erfahrung im gepaeck" und die moeglichkeit fur die dort wohnende bevoelkerung ihren selbst (mit)gestalteten "stadtklang" im bzw. durch das heimische(n) wohnzimmer hoeren zu koennen, unterscheidet die information von dem blosz sekundenbruchteile vorher klingenden original.


solch ein klang(ab)bild stoeszt nun auf eine schon vorbereitete "installation" - auf eine durch schriftliche aussendungen, einfuehrungsvortraege und diskussionsrunden "eingeweihte" bevoelkerung, die um die geschichte der soeben eintreffenden klangmassen bescheid weisz. auch wissen diese menschen was mit den eintreffenden klaengen nun zu tun ist: saemtliche radios sind empfangsbereit, die dazugehoerenden lautsprecher unterschiedlichster groessen und qualitaeten (vom kleinen kuechenradio bis zur high-end stereoanlage) sind an die geoeffneten fenster gestellt (bzw. die tueren von autos geoeffnet) und die menschen selbst verlassen ihr haus (bzw. ihr auto), gehen auf die strasze um dort das - je nach beteiligung der bevoelkerung maechtige oder zarte - "tuning" ihrer stadt zu (er)hoeren.

der rest der ebenfalls dieses klangmaterial empfangenden menschen im ganzen land wird den verschluesselten code als abstrakte, "unkonkrete" (aber keineswegs unsinnliche) klanglandschaft wahrnehmen, waehrend die buerger der "heimatstadt" zwar das selbe - doch ganz ander(e)s (zu)hoeren.



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nachdem eine die ganze stadt umfassende klanginstallation nach ein- oder mehrstuendiger live-uebertragung verstummt, bleibt dieses klangmaterial in einem oertlich zentral gelegenen, staendig zugaenglichen raum (kahle kapelle oder derartiges; ev. auch etxra dafuer errichtetes gebilde/gebaude) erhalten.

das urspuengliche real-time material wird konserviert und rotiert - verschiedenen transformationsprozessen unterworfen - in diesem "rosa rausch raum" bis zu seinem natuerlichen ende:

die klangmasse wird zunaechst beschnitten: feinsauberlich trennen messerscharfe filter den gesamtkoerper in sechs verschieden schnell ablaufende rauschbaender. den anfang der installation stellen solche, (beinahe) unhoerbare rauschbaender im bereich zwischen 15khz - 20khz dar, welche im weiteren verlauf sukzessive, allerdings mit unterschiedlichen geschwindigkeiten, sinken und schlieszlich durch ihr unterschreiten der menschlichen hoergrenze (unter 20hz) ihr natuerliches ende finden.

die geschwindigkeit der ablaufenden "baender" und damit letzlich auch die gesamtdauer der installation steuern die besucher selbst. durch ein im raum verteiltes sensorennetz wird festgestellt, wieviele hoerer sich wann und wo im raum befinden. ist der raum "physisch" gefuellt, ist die geschwindigkeit eine hohe, waehrend ein einziger besucher einen sehr ruhigen, traegen bewegungseindruck erhaelt. befindet sich niemand im raum, verharrt das system statisch.

die sechs verschiedenen rauschbaender werden drei (bzw. sechs) verschiedenen raumkoordinaten zugeordnet und dort akusmatisch projeziert. wobei sich auch diese raumkoordinaten als interaktiv-veraenderbar erweisen: ein neuartig konstruierter, elektronisch gesteuerter lautsprecherstativ-kugelkopf ermoeglicht fortwaehrend veraenderbare projektionsrichtungen, -winkel und -radien. nur so wird ein flexibler, transparenter und organisch "atmender" klangprojektionsraum moeglich.

nach dem natuerlichen verstummen durch das entweichen in - fuer menschen - unhoerbare frequenzbereiche kann die installation wieder entfernt werden oder dem raum erhalten bleiben, um irgenwann mit neuem klangmaterial gefuellt wieder zu erklingen.

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s h a .
(PTM of andreas rodler)