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Ela Hornung: Watching ao3....2

Second week among_others 3: 5.5.-16.5'99: SIMUL/T (Jèrome Noetinger, Lionel Marchetti, Peter Morrens)



une laboratoire ou un musèe?
Der Eingang ist unverbaut. Die schwarzen Fensterabdeckungen sind verschwunden, die Fenster offen, Licht kommt unter Tags herein... Es wirkt alles geordneter, puristischer und sauberer, das (kreative) Chaos ist verschwunden. Am Abend ist alles sehr dunkel und nur einzelne Lichtquellen beleuchten die Hörstationen. Lautsprecher all over, als Thema.

Alle architektonischen Elemente bis auf die kleine (widerständige) Küche der ehemaligen Kantine sind abgerissen, der Raum ist nun offen und wenig strukturiert. Hinter der Küche, der Ort der ehemaligen Kantine ist eine Tür aufgebahrt, eine tote Ecke mit schlafenden Sesseln, kaum jemand hält sich dort auf. Wie überhaupt der durch das Kochen intime und lebendige WG-Charakter nun in eine coolere, distanziertere Atmosphäre gewandelt erscheint. Kleine Hörinseln: Oder ist es eine traditionelle Ausstellung mit Hörinstallationen, die nur durch die Konzerte und events mit Leben gefüllt werden soll? Lautsprecher hängen an Nylonfäden und beträufeln mein Ohr mit: Whatís your name? I walk to the door, the door is closed...Töne, Texte usw. Der Lautsprecher hat wie das Ohr eine Art Trommelfell: die Membran...die liegt hier mehrmals am Boden, einmal mit Folie überzogen und Milch gefüllt, wenn ich vorbeigehe, bewegt sich die mit Milch gefüllte Membran, sie schwabbelt und erzeugt Geräusche, eine andere Station besteht aus topfartigen Metall-Deckeln auf denen Wasser tänzelt, im Dialog miteinander, ein Duett....Arbeitsplätze der Musiker, Mischpulte usw. ein Teppich mit silbernen Teeservice, die Verwendung für eine Aktion vorbereitet? An der Wand eingeschweiste ëfound piecesí, hübsch aber nichtsagend. Diesmal scheint der Prozeßcharakter (nach Installierung des Raumes) auf die Performances beschränkt. Ein Arbeitslaboratorium. Oder mehr eine Musealisierung von sound?

Die Musiker sind diesmal nicht an Aufnahme ihrer Musikperformances interessiert. Auch die Live-Übertragung ins Internet wollen sie nicht, diese schrumpfe in der Kondensierung die Musik zu etwas anderem. (Der Prozeßcharakter der Gruppenarbeiten (ein Folder) und die vielen auf Extra-Flyern angekündigten Konzerte machen das Behalten einer Art von Übersicht nur unter großen Anstrengungen und Zeitaufwendungen möglich. Die ÷ffnungszeiten des work in progress der Gruppen im WUK sind manchmal unklar und scheinen mir zu lang bemessen, die Enttäuschung und Langeweile mancher Besucher/innen scheint vorprogrammiert, wenn sich lange gar nichts abspielt...was schade ist. Ein Schließtag könnte vielleicht gegen Lagerkoller helfen. Die exterritorialen Konzerte sind wieder in der Form traditionell, hier wird auf Knopfdruck etwas eher Einschätzbares angeboten.)

la musique et des images
Das Extra-Special: La cellule díintervention METAMKINE (Jèrome Noetinger, Christophe Auger, Lionel Marchetti) im großen Saal des WUK, ein Ereignis: "Kino für die Ohren und Musik für die Augen" (Tom Cora), das Trio aus Grenoble, erforscht seit 1987 Beziehungen zwischen laufenden Bildern und Klängen, acht Filmprojektoren am Boden (Super 8 und 16mm), sind ins Publikum gerichtet und werden über zwei Spiegeln zurück auf die Leinwand geworfen, die Filme werden live bearbeitet, Hände, Farben, Tempi, Schatten etc. erzeugen abstrakte Bilder, der Sound von J. Noetinger analoge Synthesizer, Tonbandloops, das Spiel zu dritt, je nach Stimmung gemeinsame Spannungen, nicht ein Medium die Antwort, sondern gemeinsames Fragen, Experimentieren, neue Formen des Experimental/ton/films werden ausgelotet. Wunderbarer Abend.
Die Vernissage II: "Night of the Living Speakers", musikalisch wirklich eindrucksvolle minimalistische Musik/Performance:..Peter Morrens arbeitet mit Buchstaben des Billa-Sackerls, Textfragmentierungen, Lionel Marchetti und Jèrome Noetinger improvisieren mit einer Vielzahl von elektroakustischen und anderen Tönen (Bierdose, Plastikbecher, etc.) Die Zusammenarbeit der drei scheint gut zu funktionieren.
Zwei Künstler im Dunkeln, manchmal liegend, manchmal auf dem Boden kriechend, bedienen sie die acht Filmprojektoren mit den vorbereiteten Super 8 und 16 mm Experimentalfilmen. Ein einzigartige Verbindung von experimentellem Filmmaterial, ein Film der nicht wie sonst fix und fertig vorfabriziert gezeigt wird. Die Bilder entstehen in der Überlagerung von zwei Projektoren zu einem Film auf der Leinwand, aber nur im Moment und in der spontanen Auseinandersetzung mit den Klängen, die von Jèrome Noetinger mit und an diesem Abend erzeugt werden. Ein Spiel zu dritt, je nach slagebaut sich ein rsbogen auf und wird wieder zurückgenommen, verebbt... Weder Bilder noch Töne sind primär ton-angebend,und wenn dann abwechselnd. Kein Medium die Antwort, einFragen und Forschen. Zunächst in schwarz-weiß, dann Wechsel in Farben. Ich folge beinahe atemlos den Kurven und Schlaufen auf Bild- und Tonebene. Das Assoziationsfeld ist offen, immer anders überraschend. Auch wir das Publikum sind Teile dessen, was wir erleben, denn wir erzeugen die Stimmungen mit, sind wesentliche Teile der Performance. Die Atmosphäre ist an diesem Abend so konzentriert, wie ich sie schon lange nicht bei einem Konzert erlebt hab. Das istvirtuos im Zusammenspiel miteinander, langjährige Erfahrungen sind spürbar, wirkt doch nichts rein routiniert, fest eingespielt oder unveränderlich. Ich bin mitgerissen in einer wilden Fahrt durch Assoziations- Klang und Bildwelten...der Ausstieg aus diesem Töne/Film war nicht leicht.
(Warum gibt es in dieser Gruppe überhaupt keine Frau ?)
Special am 15.5 im rhiz: SubBass (Dafeldecker/N.I.C.J.O.B/McGonigl/Noetinger/Stockburger) N.I.C.J.O.B. setzt sich gnadenlos gegenüber den anderen, subtileren, leiseren Tönen mit dem DJ-sound der starken Bässe durch. Mischung wäre angesagt gewesen.

Bis jetzt die für mich interessanteste Woche. Experimentierfeld. Ein Teppich mit silbernem in durchsichtige Plastikfolien (noch) wenig , d.h. ohne ersichtliche Verbindung zum anderen Geschehen. Oder Absicht, da es sich dabei bereits - wie mir gesagt wird - um einen Ein/Vorgriff eines Künstlers (Shinichi Yanai) der vierten Gruppe handelt, dessen Absicht sich erst später in einem ästhetischen Konzept erklären wird?

Im musikalischen Performing experimentell, erschien der Raum ohne Aktionen seltsam in einem eher traditionell-statischen Sinne.

P.S. Die Künstlern, so erfahre ich im Gespräch vollkommen
Ela Hornung


ao3 Infoline: Kunsthalle Exnergasse 401 21/42
ao3 Ticketinfo: WUK Kasse 401 21/70 (Mo-Fr 14.00-18.00 Uhr)