SONNTAG, 10. Februar 2002, 23:00. - 24:00, Ö1

KUNSTRADIO - RADIOKUNST


FREQUENCitY III

curated by Steve Bates



I.


"Still Space, dead air"


II.


"The Clandestine Transmissions of Pirate Jenny"


 

 


A CASSETTE OF THIS PROGRAM CAN BE ORDERED FROM THE "ORF TONBANDDIENST"


I. "Still Space, dead air"

by/von Germaine Koh

a series for FREQUENCitY (Part 3 of 5) - Garrison Creek


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"Still space, dead air" ist eine Serie von Tonaufzeichnungen aus verschiedenen Städten. Die Aufnahmen vermitteln stille Momente, um sich mit den vergangenen Nutzungen bestimmter Orte auseinanderzusetzen und deren derzeitigen Zustand aufzuzeigen.

Die Aufnahme enstand in Toronto, an dem Ort, an dem angenommenen wird, dass Garrison Creek in den Ontario See mündete, ganz in der Nähe der Reste eines der ersten britischen Forts der Gegend. Im späten 19. Jh. wurde das frische Wasser von Garrison Creek in unterirdischen Kanälen umgeleitet, das Creekbett aufgefüllt und zu einem bewohnten und begrünten Ort umgebaut. Die ursprüngliche Uferlinie wurde nach und nach ebenfalls ausgebaut, so dass die eigentliche Einmündung des Creek nun hundert Meter landeinwärts der Eigentumshäuser entfernt liegt, die heute den übergang von Stadt zu See bilden. Es gibt die Forderung aus der Bevölkerung, Teile des Garrison Creek Systems wiederzubeleben und Parks mit Seen anzulegen, die dem Regenwasser erlauben, natürlich in den Grund zu sickern, statt in die verseuchte Kanalisation zu fließen, die nun den See verschmutzt. Über diesen Ort verläuft der erhöhte Gardiner Expressway, die Schnellstraße, die das Seeufer wirkungsvoll von der Stadt trennt. Diese Aufnahme entstand am 21. Oktober 2001, der Tag, an dem die Stadt einen neuen Plan zur Neugestaltung der Seepromenade vorlegte, der die Schnellstraße teilweise abtragen und teilweise zudecken würde.

  Germaine Koh

 

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II. "The Clandestine Transmissions of Pirate Jenny"

Anna Friz

by/von Anna Friz


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Für die Programmreihe FREQUENCity hört Anna Friz auf die Geräusche der Stadt auf besondere weise und fängt die Stimmen des Untergrundes ein. Die kanadische Soundkünstlerin, Performerin und Radiomacherin läßt mit der Figur der "Piratin Jenny" die Kindheitsvorstellung der "kleinen Menschen im Radio" wieder auferstehen. Sie macht Jenny zur traurigen Protagonistin, eingesperrt in der "black box" des Radios, die zugleich Utopia – vor allem im Sinne von ‚keinem Ort, Nirgends‘ – und Ort technologischer Determiniertheit ist. Eine vereinsamte Person, die sklavisch dem ignoranten, autoritären Hörer-Ohr zu dienen hat. Statt Medium der Kommunikation zu sein ist das Radio zur Dienstleistungsfunktion verkommen. Wir haben uns dem einseitigen Sender-Empfänger Modell unterworfen und Pirate Jenny muss deshalb die Rückführung auf eine dialogische Situation versuchen. Sie kehrt das Modell um, macht den Sender zum Empänger – und startet den Versuch, heimliche Netzwerke mit anderen Radios und Sendern in der anonymen Stadt zu knüpfen.

Das Radio selbst als Kommunikationsmodell tritt mit diesen "heimlichen Sendungen" in den Vordergrund und wird Ausdruck einer sozialen Realität. Indem Friz es personalisiert fragt sie, "welche Form von Verbindungen zwischen Menschen und Gemeinschaften Medien ermöglichen und inwiefern die Beschaffenheit der Kommunikationstechnologien unsere Isolation fördern" – verbunden mit einer Aufforderung zu Subversion.



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