Sonntag, 04. September 2022, 23:00 - 0:00, Ö1

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All right. Good night


von Helgard Haug



All right. Good night war eine vielbeachtete Theaterproduktion dieses Jahres. Das Stück der Autorin Helgard Haug, ein Mitglied der Gruppe Rimini Protokoll, begeisterte das Publikum ebenso wie die Kritik. „All right. Good night“ verknüpft zwei Handlungsstränge, die auf ersten Blick keine Berührungspunkte zu haben scheinen, auf so kluge und feinfühlige Weise. Einerseits ist es die zunehmende Demenz des eigenen Vaters der Autorin, wie sein Erinnerungsvermögen schwindet und damit auch die Persönlichkeit des erkrankten Menschen sich ändert; andererseits eines der großen Rätsel der Luftfahrtgeschichte: das Verschwinden des Passagierlinienflugs MH370 der Malaysian Airlines am 8. März 2014. Die mit 227 Passagieren und 12 Crewmitgliedern besetze Boing war von Kuala Lumpur nach Peking unterwegs; schon nach 39 Minuten und 13 Sekunden verschwand die Maschine vom Radar. Die Spekulationen über den Verbleib des Flugzeugs reichten von Entführung bis zu einem erweiterten Suizid des Piloten. Kurz nach dem Verschwinden des Flugzeugs schreibt der Vater von Helgard Haug, seinem Enkel vier fast identische Glückwunschbriefe zum Geburtstag. Ein Jahr später vergisst er den Geburtstag, und auch einiges anderes mehr, und irgendwann bekommt diese Vergesslichkeit einen Namen: Demenz. Ein unumkehrbarer Prozess, den die Autorin und Regisseurin Helgard Haug nachzeichnet.

All right. Good night sollen die letzten aufgezeichneten Worte des Piloten gewesen sein. Und es ist der Titel des Theaterstücks, das zum 59. Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Die Inszenierung sah keine Schauspielerinnen und Performer vor – nur eine Band, die live spielte. Die Texte wurden projiziert und über Lautsprecher zugespielt. Der WDR hat das Stück als Hörspiel produziert.