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Als Weiterentwicklung (und bisweiliger Höhepunkt) vorausgegangener telematischer Simultan-Projekte, insbesonders des 1992 bereits für TRANSIT realisierten Projekts "Chipradio", sollte die Performance der auf drei Landesstudios verteilten Künstler nun auch für das Medium TV umgesetzt, und dem Fernsehzuseher gleichermaßen wie dem Radiohörer erschlossen werden.

Konfrontation der unterschiedlichen Medienqualitäten als Laborsitutation für adäquate Kulturtechniken einer realzeitlich vernetzten Gesellschaft.
Testfall für das kommunikative Potential von Massenmedien.


Schwerpunkt der mehr als 6-monatigen Planungsphase war die Suche nach Strategien, die sich diametral entgegenstehenden Anforderungen der linearen Einweg-Medien (vor allem TV) mit den Gesetzmäßkeiten offener Kommunikations-Netzwerke zu verbinden, galt es doch - über bloße Fernsehdokumentation des Geschehens hinaus - auch die Bildebene aus dem Netzwerk heraus zu gestalten.


Der eingeschlagene Weg basierte auf einer weitgehenden Autonomie der Bild- und Tonebenen- Die beiden Kanäle des Radios (L-R) und der TV-Monoton wurden zu einer gemeinsamen 3-kanaligen Projektionsfläche für die akustische Umsetzung der räumlichen Konstellationen (reale Räume - telematische Räume).
Die Zuhörer/seher wurden dementsprechend aufgefordert, möglichst TV-Gerät und Radio gemeinsam zu verwenden, um diese erweiterte Empfangssituation nutzen zu können.


Für die Visualisierung der Interaktions- und Produktionsprozesse zwischen den an auseinanderliegenden Orten versammelten Akteuren wurden eigene Körperinterfaces und Roboter entwickelt und gebaut.

Die Möglichkeit unmittelbar an den jeweils anderen Orten tele-präsent zu sein, in das dortige Geschehen eingreifen zu können, bestimmte die Auswahl der eingesetzten Technologie.

Die aus dieser Vorgehensweise entstehenden unterschiedlichen Versionen (Live-Situationen in den drei Studios, Radio, TV, Radio+TV...) sind jedoch nicht bloß Teilmengen des Geschehens, sondern dem strukturellen Pluralismus vernetzten Handelns entsprechend als voll gültig anzusehen.


Für die Vorbereitung der realen Räume ( Foyers der Landesstudios) sowie des gemeinsamen virtuellen Netzwerk-Raumes standen drei Tage zur Verfügung.

"Während die Fernsehregie unter der Leitung von Michael Kreihsl beschäftigt war, Kamerapositionen (12 Kameras) und Ausleuchtung der drei Studios abzustimmen, und Andres Bosshard nach einer minutiösen Planung mit den ORF-Technikern über Interkom Lautsprecher und Mikros positionierte und so das akustische "tuning" der Räume vornahm, wurde die gesamte Interaktionsebene für Körperinterfaces und Roboter von Horst Hörtner, Martin Schitter und mir vor Ort in die Netzwerkstruktur zwischen den Studios implementiert.

Wir arbeiteten drei Tage lang nahezu rund um die Uhr und waren dabei auf diesen verschiedenen Netzwerkebenen miteinander verbunden. Wir konnten uns ständig sehen und hören, die Computer waren vernetzt, Software wurde über Modems ausgetauscht und weiterentwickelt.
Es ergab sich für uns eine einmalige "Laborsituation". Keine von uns hatte sich zuvor so lange ohne wesentliche Unterbrechung in einem solchen virtuellen Raum der unmittelbaren Telepräsenz aufgehalten."

(Gerfried Stocker)


Wichtig ist es zu erwähne, daß die Wiedergabe über ein Videoband natürlich nur ein vages Abbild des tatsächlichen Ereignisses sein kann, insbesondere da der angesprochene 3-Kanal-Ton nicht wiedegegeben werden kann.

Der Netzwerk-Raum