Kommissar FUCHS
Reporterin IDA SCHNELL
Zuckerlverkäuferin ROSA BLAU
Automechanikerin FRANZISKA KOVARIC
Szene 1
In Brunos Likörboutique.
FUCHS (spricht halblaut, mehr zu sich selbst, aber auch im Bewusstsein, dass Ida Schnell neben ihm steht): Ein Schlagersänger, der allein in seinem Auto sitzt. Das wäre fast der perfekte Mord gewesen, denn eine Minute später wäre er losgefahren und alles hätte nach Unfall ausgeschaut. Aber er hat länger gebraucht, oder das Gift hat schneller gewirkt.
SCHNELL (zündet sich eine Zigarette mit einem Streichholz an): Giftmord ist immer spannend, geheimnisvoll und zugleich etwas altmodisch. Und dann noch das Künstlermilieu!
FUCHS: Er hat immer beim Losfahren ein Pfefferminzbonbon gelutscht, ob er nun Alkohol getrunken hatte oder nicht.
SCHNELL (neugierig): Haben Sie schon einen Verdacht?
FUCHS: Natürlich! Die Zuckerlverkäuferin ums Eck könnte es gewesen sein. Die Lebensgefährtin könnte es gewesen sein. Die Automechanikerin könnte es gewesen sein. Oder eine der tausend weiblichen Fans.
Szene 2
Auf der Straße, Autolärm, Straßenbahnklingeln.
SCHNELL (telefoniert): Also ich bin jetzt in der Straße, in der sein Auto geparkt war. Ein richtig großer Star war er ja offenbar nicht, weil die haben einen Chauffeur. Oder sie nehmen sich ein Taxi. (Kurze Pause, in der Schnell dem anderen Gesprächsteilnehmer zuhört) Jaja, ich weiß, dass das noch keine Story ist.
Szene 3
In einem Zuckerlgeschäft. Im Hintergrund läuft das Wunschkonzert.
FUCHS: Wir wissen, dass er seine Pfefferminzbonbons bei Ihnen gekauft hat. Seit Jahren. Wir haben unzählige Rechnungszettel gefunden. Und alle von Ihnen. (Er schmunzelt.) Als Sänger hat er die Bonbons unter Stimmpflege von der Steuer abgeschrieben.
BLAU (verheult): Ich habe ihn geliebt. Schauen Sie, hier. Alle seine Schallplatten. Alle signiert. Die CD's. Ebenfalls signiert. Autogrammkarten. Fotos. Artikel über ihn. Jetzt wird er nie wieder singen!
Szene 4
In einer Autowerkstatt. Motorengeräusche.
KOVARIC: Natürlich. Die Frau Blau. (Mit spottendem Unterton.) Sie hat ihn ja so geliebt. Und vor allem wollte sie, dass er ihrer Tochter weiterhilft. Die will doch Schlagersängerin werden. Er hat mir immer erzählt, wie untalentiert die Tochter und wie aufdringlich die Mutter ist.
FUCHS (unterbricht): Wann war das Auto das letzte Mal in Ihrer Werkstatt?
KOVARIC: Vorgestern. Aber da war ich in Krankenstand. (Flüstert:) Durchfall. - Der Wagen wurde von unserem Lehrling betreut.
FUCHS: Handelt es sich bei Ihrem Lehrling um den Herrn Pfeifenberger? In diesem Fall muss ich ihn festnehmen.
KOVARIC (überrascht): Den Herbert festnehmen? (Mit dem Brustton der Überzeugung.) Da muss ein Irrtum vorliegen!
FUCHS: Nein, Frau Kovaric, kein Irrtum. Atmo aus: Der Herr Pfeifenberger hat im Internet Kryptonit gekauft. Und womit glauben Sie, wurde der Mord begangen?
Szene 5
In Brunos Likörboutique.
SCHNELL: Aber hat der Pfeifenberger denn ein Motiv?
FUCHS: Natürlich. Er ist mit Mutter Blaus Tochter liiert, mit der Möchtegernsängerin. Und er konnte nicht ertragen, wie der Herr Schnulzensänger über seine Freundin geredet hat, dass er sich nämlich nicht nur über ihre Stimme, sondern auch über ihre Figur lustig gemacht hat.
SCHNELL: Jetzt haben wir die Story und morgen steht sie in der Zeitung.